Dispatch Review – Story‑lastiges Superhelden‑Spiel von den Veteranen von Telltale
Dispatch Review – Story‑lastiges Superhelden‑Spiel von den Veteranen von Telltale
Einführung
Dispatch ist der Debüt‑Titel von Ad Hoc Studio, einem Team aus Branchenveteranen, die zuvor narrative Erlebnisse bei Telltale Games gestaltet haben. Das Spiel versetzt die Spieler in ein von Superhelden durchdrungenes Los Angeles, wo man die Rolle von Robert Robertson übernimmt, einem entehrten Helden, der zum Dispatcher einer Krisenreaktionsagentur geworden ist. Während die Trailer vielleicht nicht viel Hype erzeugten, zeigen frühe Gameplay‑Aufnahmen eine überraschend fesselnde Mischung aus Geschichte, leichter Strategie und ausgefeilten Produktionswerten.
Spielübersicht
Dispatch wird episodisch veröffentlicht, wobei wöchentlich neue Kapitel erscheinen. Zum Zeitpunkt dieses Schreibens befindet sich der Spieler etwa in der Mitte der aktuellen Staffel, sodass wir das Erlebnis ohne Spoiler beurteilen können. Das Spiel legt starken Fokus auf Narrative, bietet wenig traditionelles Gameplay, kompensiert dies jedoch durch einen einzigartigen Dispatch‑Mechanismus, der strategische Tiefe hinzufügt.
Spielmechaniken
Kern‑Dispatch‑System
Während bestimmter Abschnitte übernimmt man die Kontrolle über Roberts Dispatch‑Konsole. Eine Stadtkarte füllt sich mit eingehenden Vorfällen, von Banküberfällen bis zu Katzen‑in‑Baum‑Rettungen. Man muss Helden aus einer Liste zuweisen, jeder mit eigenen Werten wie:
- Verteidigung – ideal für Schutzaufgaben
- Beweglichkeit – geeignet für Infiltration
- Charisma – nützlich für Verhandlungen oder Menschenmengen‑Kontrolle
- Intelligenz – für Hacking und techniklastige Missionen
Kein Held passt perfekt zu jedem Auftrag, daher muss man oft Kompromisse eingehen und Effektivität gegen Abklingzeiten und Verletzungen abwägen.
Heldenentwicklung
Erfolgreiche Missionen bringen Erfahrung, sodass Helden aufsteigen und Fähigkeitspunkte erhalten. Punkte können verteilt werden, um Kampf, Verteidigung oder andere Attribute zu verbessern. Zusätzlich können Helden Fähigkeiten wie Flug (verkürzt Reisezeit) oder passive Boni freischalten, die ausgelöst werden, wenn bestimmte Helden zusammenarbeiten.
Mini‑Spiele
Gelegentliche Hacking‑Mini‑Spiele brechen den Erzählfluss auf. Sie sind einfach und unterhaltsam, solange sie nicht repetitiv werden.
Interaktionsmodell
Im Gegensatz zu klassischen Telltale‑Titeln bietet Dispatch weniger Bildschirm‑Interaktionen. Spieler sehen Zwischensequenzen, treffen gelegentliche Dialogentscheidungen und nutzen das Dispatch‑System. Quick‑Time‑Events sind selten, wodurch das Erlebnis mehr cinematisch als interaktiv wirkt.
Geschichte & Erzählung
Die Prämisse folgt Robert, einem gefallenen Helden, der in eine bürokratische Rolle gezwungen wird. Was als Routine‑Dispatch‑Arbeit beginnt, entwickelt sich schnell zu einer größeren Verschwörung und verbindet den Ton von Invincible, Watchmen und klassischem Telltale‑Storytelling.
Charaktere & Sprachperformance
- Aaron Paul (bekannt aus Breaking Bad) spricht Robert und liefert eine nuancierte, raue Performance, die die Erzählung verankert.
- Laura Bailey, eine erfahrene Videospiel‑Synchronsprecherin, verleiht wichtigen Nebenrollen Tiefe.
- Internet‑Persönlichkeiten wie Moist Critical sorgen für Comic‑Relief und liefern solide Leistungen, die nicht gimmickhaft wirken.
Insgesamt ist die Spracharbeit erstklassig, obwohl gelegentlicher übermäßiger Gebrauch von Schimpfwörtern gezwungen und altmodisch wirken kann.
Erzählstruktur
Jede Episode endet mit einer Zusammenfassung der Spielerentscheidungen, die mit Community‑Trends verglichen werden. Ein Extras‑Menü lässt Statistiken einsehen, frühere Kapitel wiederholen und kommenden Inhalt erkunden. Der einzige Nachteil ist das Fehlen separater Speicherplätze, wodurch beim Wiederholen von Entscheidungen Überschreibungen entstehen.
Grafik & Audio
Dispatch besticht durch eine lebendige, comic‑buch‑artige Grafikrichtung. Die Animation ist flüssig, und große Szenen – besonders Kampfszenen – sind visuell beeindruckend. Das Sounddesign ergänzt die Ästhetik, mit einem dynamischen Score, der die Superhelden‑Atmosphäre unterstreicht.
Vor- und Nachteile
Vorteile
- Starke Erzählung, getragen von erfahrenen Telltale‑Talenten
- Fesselnder Dispatch‑Mechanismus sorgt für strategische Vielfalt
- Hochwertige Sprachperformance mit Aaron Paul und Laura Bailey
- Polierter Kunststil mit flüssiger Animation
- Episodische Struktur fördert regelmäßige Interaktion und Reflexion von Entscheidungen
Nachteile
- Eingeschränkte Interaktivität im Vergleich zu traditionellen Adventure‑Spielen
- Spärliches Speichersystem – keine separaten Slots zum Wiederholen von Entscheidungen
- Gelegentliche erzwungene Schimpfwörter, die deplatziert wirken
- Mini‑Spiele sind zwar spaßig, könnten bei zu häufigem Einsatz repetitiv werden
Fazit
Dispatch bietet ein fesselndes narratives Erlebnis, das wie ein geistiger Nachfolger von Telltales besten Werken wirkt. Während das Gameplay bewusst leicht gehalten ist – fokussiert auf Dispatch‑Entscheidungen und gelegentliche Mini‑Spiele – machen die starke Geschichte, beeindruckende Sprachtalente und das auffällige visuelle Design das Spiel zu einem lohnenswerten Titel für Fans von story‑getriebenen Spielen. Der episodische Rollout hält das Erlebnis frisch, obwohl das Fehlen flexibler Speicheroptionen Vollender frustrieren könnte. Insgesamt übertrifft Dispatch die Erwartungen und sticht als vielversprechender Debüt‑Titel von Ad Hoc Studio hervor, der eine neue Sichtweise auf Superhelden‑Erzählungen bietet.