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Warum Far Cry Primal mehr Anerkennung verdient – Das am meisten unterschätzte Far‑Cry‑Spiel


Warum Far Cry Primal mehr Anerkennung verdient – Das am meisten unterschätzte Far‑Cry‑Spiel

Einführung

Wenn Ubisofts Open‑World‑Franchises diskutiert werden, taucht Far Cry häufig zusammen mit Assassin’s Creed als ein Markenzeichen der Design‑Philosophie des Unternehmens auf. Kritiker bezeichnen die Serie oft als formelhaft und werfen ihr vor, dieselben Mechaniken und narrativen Elemente über die einzelnen Teile hinweg zu recyceln. Während diese Kritik zu einem gewissen Teil berechtigt ist, übersieht sie zugleich das kühnste Experiment der Reihe: Far Cry Primal. 2016 veröffentlicht, erweiterte dieser prähistorische Ableger die Grenzen dessen, was ein AAA‑Open‑World‑Shooter sein kann, geriet jedoch unter das Radar und bleibt eines der am meisten unterschätzten Titel der Franchise.


Die Far‑Cry‑Formel und ihre Kritiker

Ubisofts Open‑World‑Spiele teilen ein erkennbares Gerüst: eine ausgedehnte Karte, eine Vielfalt an Waffen, Nebenaktivitäten und ein charismatischer Antagonist. Im Laufe der Zeit hat diese Konsistenz Vorwürfe von „Massenware‑Design“ und mangelnder Innovation nach sich gezogen. Der Erfolg der Serie zeigt jedoch, dass die Formel nach wie vor unter guter Umsetzung unterhaltsam sein kann. Die eigentliche Frage lautet, ob Ubisoft die Kernschleife beibehalten und gleichzeitig den Mut aufbringen kann, unkonventionelle Settings zu erkunden.


Eine Geschichte der Experimente in der Serie

Die Far‑Cry-Linie war nie völlig statisch:

  • Far Cry 2 führte realistische Waffenabnutzung und ein dynamisches Feuerausbreitungssystem ein.
  • Far Cry 3 bot einen denkwürdigen Bösewicht in Vaas und ein stärker story‑getriebenes Erlebnis.
  • Far Cry 4 ergänzte ein lebendiges Himalaya‑Setting und erweiterte die Fahrzeugmechanik.
  • Far Cry 5 wagte sich in einen modernen amerikanischen Kult vor.
  • Spin‑offs wie Far Cry 3: Blood Dragon (eine neon‑leuchtende Hommage an die 80er) und Far Cry New Dawn (eine post‑apokalyptische Fortsetzung) zeigten Ubisofts Bereitschaft, mit Ton und Genre zu experimentieren.

Unter diesen Variationen sticht Far Cry Primal hervor durch seine komplette Abschaffung von Schusswaffen und sein prähistorisches Setting – eine Epoche, die selbst Assassin’s Creed nur selten berührt hat.


Der kühne Sprung in die Vorgeschichte

Setting und Handlung

Far Cry Primal versetzt die Spieler in das Oros‑Tal, eine üppige, ungezähmte Region Mitteleuropas, die vor 10 000 Jahren, kurz nach der letzten Eiszeit, liegt. Die Spieler schlüpfen in die Rolle von Takar, einem Jäger‑Anführer, der seine zerstreute Stammesgemeinschaft wiedervereinen und sich zwei feindlichen Gruppen stellen muss:

  • Die Udam, ein kannibalistischer Bergstamm.
  • Die Ezila, ein sonnenanbetender Clan, der Feuer und Sklaverei einsetzt.

Die Erzählung ist bewusst minimalistisch. Anstatt eines filmischen Höhepunkts lässt das Spiel die Spieler entscheiden, welchen Feind sie zuerst ausschalten, sodass das finale Aufeinandertreffen von der persönlichen Wahl abhängt.

Sprachinnovation

Ubisoft konsultierte einen Linguistik‑Promovierenden, um für die Charaktere eine proto‑indoeuropäische Sprache zu konstruieren, was Authentizität verleiht und die Spieler in eine Welt eintauchen lässt, in der es keine moderne Sprache gibt.


Gameplay‑Innovationen und Einschränkungen

Kernmechaniken

  • Waffen: Bögen, Speere, Keulen und primitive Sprengstoffe ersetzen Schusswaffen.
  • Tierzähmung: Spieler können Wölfe, Säbelzahntiger, Bären und Raptoren zähmen, um im Kampf zu unterstützen.
  • Crafting: Die Jagd liefert Materialien für Waffenupgrades und Verbesserungen der Unterkunft.

Nicht‑lineare Struktur

Die offene Welt des Spiels fördert spielergetriebene Fortschritte. Mit nur zwei Hauptfeindfraktionen gibt es keinen „Endboss“ jenseits des letzten Stammesführers, den man besiegt. Dieses Design verleiht ein erfrischendes Gefühl von Handlungsfreiheit, das in früheren Far‑Cry-Titeln selten zu finden war.

Einschränkungen

Trotz seiner Innovationen übernimmt Primal mehrere Beschränkungen der Far Cry 4‑Engine:

  • Der Kampf wirkt wie eine abgespeckte Version von Far Cry 4 – das Nahkampfsystem bleibt simpel und bietet keine tiefgehenden Parier‑ oder Blockmechaniken.
  • Das Kartenlayout spiegelt das von Far Cry 4 wider, was einige Kritiker als faule Wiederverwendung bezeichneten, obwohl das visuelle Redesign die Umgebungen eigenständig erscheinen lässt.
  • Nebeninhalte enden abrupt, sobald beide Fraktionen besiegt sind, wodurch die Wiederspielbarkeit nach dem Abschluss gering ist.

Visuals und Weltenbau

Ubisoft gelang es, eine prähistorische Welt zu visualisieren, die zugleich exotisch und glaubwürdig wirkt. Das Spiel präsentiert:

  • Ausgestorbene Megafauna wie Wollhaarmammut, Urwolf und Riesenfaultier.
  • Üppige Vegetation und hoch aufragende Bäume, die das rohe Ausmaß der Epoche vermitteln.
  • Atmosphärische Beleuchtung, die sich mit dem Tag‑Nacht‑Zyklus ändert und die Immersion verstärkt.

Selbst ein Jahrzehnt später hält die künstlerische Richtung stand und liefert eine lebendige Darstellung einer Zeit, die im Mainstream‑Gaming selten erkundet wird.


Rezeption und Vermächtnis

Far Cry Primal erhielt bei seiner Veröffentlichung gemischte Kritiken:

  • Kritiker lobten das mutige Setting, das Tierzähmungssystem und die visuelle Treue.
  • Das Spiel wurde für eine dürftige Story, begrenzte Kampftiefe und die wahrgenommene Mangel an Innovation über das Grundkonzept hinaus kritisiert.

Auf Metacritic rangiert es als das dritt‑niedrigst bewertete Far‑Cry‑Spiel, hinter Far Cry New Dawn und Far Cry 6. Dennoch sehen viele Spieler und Analysten den Titel heute als einen unterbewerteten Schatz, der es wagte, die Komfortzone der Franchise zu verlassen.


Fazit

Far Cry Primal hat die Serie vielleicht nicht neu definiert, aber es steht als kühles Experiment, das die Erwartungen sowohl von Ubisoft als auch vom Publikum herausforderte. Indem es Waffen wegnahm, eine prähistorische Sprache erfand und eine Welt bot, in der das Überleben in Speeren und Wölfen gemessen wird, schuf das Spiel eine einzigartige Nische innerhalb einer langjährigen Franchise.

Seine Schwächen – vereinfachter Kampf und ein kurzer Post‑Game‑Abschnitt – werden durch die atmosphärische Tiefe und das kreative Risiko mehr als ausgeglichen. Während die Branche weiterhin sichere Fortsetzungen bevorzugt, erinnert Primal daran, dass Innovation auch innerhalb etablierter IPs gedeihen kann.

Für alle, die einen anderen Aspekt des Far‑Cry-Universums erkunden wollen, oder einfach ein Open‑World‑Abenteuer suchen, das sich wirklich unterscheidet, verdient Far Cry Primal einen zweiten Blick.

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